von Gabriele Hoffmann
Interview mit Frau Hoffmann
Der eigene Werkzeugkoffer oder die gut bestückte Toolbox ist für jede Führungskraft eine geheime Schatzkiste. Aus ihr lässt sich nicht nur schöpfen, wenn es schwierig wird, sondern auch bei kreativen Überlegungen, strategischen Zielen oder bei der täglichen Interaktion mit Team und Mitarbeitern. Um möglichst vielfältig einsatzbereit zu sein, empfiehlt es sich jedoch, die persönliche Toolbox mit allerlei Ansätzen zu befüllen: Führungsgrundlagen, -instrumente, -erfahrung, aber auch unterschiedliche Methoden und Denkmodelle. Gerade die beiden letztgenannten ermöglichen oft, frischen Wind in eingefahrene Denkmuster zu bringen und unterstützen die Führungsaufgaben nachhaltig. Wir möchten Ihnen heute drei Tools für Ihre Führungsschatzkiste vorstellen und haben dafür bei Gabriele Hoffmann nachgefragt. Mehr lesen:
Frau Hoffmann, Führungskräfte sehen sich aktuell und in Zukunft mehr und mehr mit der Aufgabe konfrontiert, Teile der eigenen Organisation umzubauen und in neue, flexiblere Kontexte zu überführen. Die Frage ist dabei häufig, welche der zahlreichen unterstützenden Methoden sind wirklich sinnvoll und anwendbar für das jeweilige Projekt. Worauf kommt es bei einer Entscheidung für die eine oder andere Methode an?
Entscheidender ist die Frage: Was ist das Ziel des Umbaus, der Veränderung und wie ist die Ausgangslage? Ich würde sagen, das Ziel und die Ausgangslage bestimmen die Methode, die ich wähle, um die Veränderung tatsächlich auch zu schaffen. Wir erleben zum Teil fast ideologische Diskussionen, welche der Methode denn die beste sei und wie sie nun wirklich korrekt anzuwenden ist. Ich empfehle gern, offen zu sein, auszuprobieren und sich aus dem großen Bündel der Möglichkeiten das passende Vorgehen auszusuchen, vielleicht auch zu kreieren und zu eigen zu machen.
Sie stellen bei uns im kommenden Jahr Effectuation als einen logischen Ansatz vor, mit dem Entscheidungen vor dem Hintergrund eines schnelllebigen und ungewissen Umfeldes dennoch mit gutem Gewissen getroffen werden können. Was zeichnet Effectuation besonders aus und kann die Methode auch in sehr spezialisierten Branchen wie z.B. im Finanzwesen eingesetzt werden?
Insbesondere im Finanzwesen ist die Methode als ein Ansatz, um Veränderungen in eine Organisation zu bekommen, spannend, denn wir erleben auch hier sehr stark, wie die Unvorhersagbarkeit der Marktentwicklung und der Verlust von bisher stabilen Rahmen Führungskräfte blockiert. Sie merken, dass das Tun, was bisher für Jahre erfolgsversprechend war, nicht mehr funktioniert. Die geltende kausale Management-Logik „Ziele setzen – planen – umsetzen“ hilft nur noch wenig, kann doch unter den ungewissen Vorzeichen eine Zielsetzung „SMART“ kaum stattfinden.
Untersuchungen aus der Entrepreneur-Forschung zeigen auf, dass es tatsächlich eine Logik des Denkens und Handelns geben kann, unter Ungewissheit Entscheidungen zu treffen und handlungsfähig zu sein: die sogenannte Effectuation.
Wesentliche Elemente sind: ohne feste Zielgrößen auf der Basis der eigenen Mittel anfangen zu handeln, das Risiko gering zu halten, Entscheidungen aufgrund eines vertretbaren Verlustes zu treffen und Umstände und Zufälle geschickt auszunutzen. Somit kann unternehmerisches Denken und Handeln bis zu einem gewissen Grad lernbar werden, auch für eine gesamte Organisation, auch in der Bankenwelt.
Ein weiteres interessantes Tool ist das Business-Model-Canvas (BMC). Es unterstützt Unternehmen dabei, das eigene Geschäftsmodell effizienter und vernetzter zu gestalten sowie kreative Potenziale noch besser zu nutzen. Wie kann man sich das vorstellen, vielleicht anhand eines Beispiels?
Das BMC ist ein praktisches Tool, mit dem man strukturiert und trotzdem kreativ sein eigenes Geschäftsmodell anhand von Leitfragen in unterschiedlichen Bereichen hinterfragen und weiterentwickeln kann. Es ist eigentlich sehr simpel und auf der anderen Seite hochkomplex und bedarf einer gewissen Übung.
Es ist zum Beispiel immer wieder spannend, differenziert über das eigene Angebot nachzudenken mit Fragen wie: Für welche Probleme oder Fragen wollen unsere Kunden eine Lösung haben? Welche Bedürfnisse haben sie und wie können wir diese bedienen? Welche Probleme oder Fragen können /werden sich bei unseren Kunden entwickeln? Welche Kombination von Produkten und Dienstleistungen sprechen unsere Kunden an.
Nun ist die Welt der Methoden die eine Sache, die andere sind jedoch die Menschen, die aufgefordert sind, die permanenten Veränderungen mitzutragen und daher auch mitgenommen werden sollten. Neben verschiedenen Ansätzen ist hier in letzter Zeit das Modell Spiral Dynamics in Bezug auf Teamführung immer mehr in den Vordergrund getreten. In Kürze, was sind seine Vorteile in der alltäglichen Praxis?
Spiral Dynamics ist ein Modell der Welt, bildet Elemente davon ab und ist auch unbedingt als ein Modell der Welt zu betrachten. Der Kern dieses Modells baut darauf auf, dass Beobachtungen in der Entwicklungspsychologie zeigen, dass Menschen im Lauf ihres individuellen Lebens wie auch im Lauf der Menschheitsgeschichte verschiedene Bewusstseinsstufen durchlaufen, also unterschiedliche Formen des Denkens über die Welt und das eigene Verhalten. Überträgt man dieses Modell auf Organisationen oder Organisationseinheiten erkennt man, dass diese unterschiedlichen Haltungen und Denkweisen der handelnden Personen auch unterschiedliche Vorgehensweisen benötigen. Diese Erkenntnis ist nicht wirklich neu.
Das Modell der Spiral Dynamics kann mir aber dabei helfen, meine Kommunikation bewusster zu setzen und insbesondere in der Teamführung zu erkennen, welche Methoden und Vorgehensweisen zielführend sind und welche einfach nicht angenommen werden – auf Grund der unterschiedlichen Bewusstseinsstufen, die ich mit dem Modell für mich greifbarer machen kann.
Wie wäre es mit einem abschließenden Blick in die Tipp-Kiste? Was würden Sie Führungskräften im Dschungel der Methoden und Tools raten?
Mensch bleiben und Menschen wahrnehmen. Führung ist bei aller Methodik vor allem „people business“ und die Fähigkeit mit Menschen gemeinsam etwas zu schaffen und zu erreichen. Und da ist mein ultimativer Tipp: „Haben Sie Freude an dem was Sie tun, denn die meisten Menschen haben lieber Spaß als Schmerz!“