Digital vs. Präsenz

von Mathias Kotowski

Am besten nur noch digital?

Wir haben viel gelernt im letzten Jahr. Online-Workshops, Videobesprechungen, Seminare remote, Business-Coaching am Bildschirm. Kann man machen. Läuft. Vieles sogar richtig klasse. Denn es ist doch auch produktiv, wenn man am Schreibtisch hocken bleiben kann, wenn die klaren Zeitfenster der digitalen Treffen alle dazu zwingen, den Rahmen einzuhalten und wenn man bequem in der Jogginghose auf dem Stuhl rumrutschen kann. Wir können uns gut vorstellen, auch wenn die Kontaktbeschränkungen aufgehoben werden, vieles weiter im „remote“ Modus zu betreiben; es bietet uns die Freiheit, an unterschiedlichen Orten zu arbeiten und eine deutlich reduzierte Reise- und Pendlerzeit.

Und doch kommt uns immer wieder Susan Pinker in den Kopf, eine kanadische Psychologin, die in ihrem Buch „The Village Effect“ schon 2014 beschreibt, wie stark der direkte soziale Kontakt und präsente Austausch Einfluss auf die Performance von Menschen und ihre Gesundheit haben. Sie zitiert u. a. eine Studie, in der Mitarbeitende eines Call-Centers, die sich für 15 Minuten mit ihren Kollegen treffen und austauschen durften, eine Leistungssteigerung von 20% gegenüber ihren Kollegen erzielten, die dies nicht taten.

Weitere Untersuchungen zeigen auf, dass die direkte (positive) Interaktion mit anderen zu einer Stimmungssteigerung und einem höheren Zufriedenheitsgefühl führt. Und aus der Erfahrung „von früher“ wissen wir, dass Workshops in Präsenz neben der höheren Ergebnis-Qualität und -Verbindlichkeit oft auch zu einer Verstärkung des Teamgeists und der Verbundenheit geführt haben, die in der digitalen Form so nicht spürbar wurden.

Wenn sich jetzt langsam wieder die Türen öffnen, ein persönliches Treffen möglich ist, getestet, geimpft, können wir diese beiden Seiten viel bewusster kombinieren:

Digitale Treffen für den informativen Austausch, für eine persönliche Rücksprache statt eines Mails, für Termine, die wegen der Entfernung zwischen den Teilnehmenden sonst einfach nicht zustande kämen…

Präsenztreffen, um etwas in Bewegung zu bringen: die professionell-soziale Begegnung, die konkrete Veränderung oder Weiterentwicklung, den Spirit, die intensive Kollaboration, die in der Folge die Zufriedenheit und die Performance steigern…

Wir können empfehlen, folgende Checkliste für die Entscheidung zum Meeting-Format zu nutzen. Was sind Inhalte und Zweck des Meetings? Kreuzen Sie alles Relevante von den zwanzig Punkten an und checken Sie: Auf welcher Seite sind mehr bzw. die gewichtigeren Kreuze?

Präsenz

• sich kennenlernen
• (teilweise) Neues beginnen, in Bewegung bringen, in Gang setzen
• Vertrauen aufbauen / wiederherstellen / verbessern
• Prozesse oder Verhalten verändern / verbessern
• Gefühl / Spirit vermitteln / stärken / verbessern
• emotionale Ergebnisse erzielen
• Korrekturen vornehmen, umschwenken
• Zusammenarbeit stärken / verbessern
• Motivation stärken / verbessern
• (für diese Runde) Vertrauliches besprechen